Der erste Tag

Der erste Tag auf den Straßen Würzburgs – und noch dazu ein verdammt straffes Programm… 8.00 Uhr aufstehen. Zu 6. ein Bad teilen. Duschen, Zähne putzen, fertig machen. Mappe checken: alles dabei? Nochmal nachschauen. Boah waren wir aufgeregt. Dritter Check: Ausweis? OK. Mappe vollständig? OK. Auf die schnelle noch ein paar Tipps hier und da bei den Profis abgreifen. Eigens verfasstes Probegespräch durchlesen – verinnerlichen. Eine Letzte rauchen und dann geht’s los. Nach einer halben Stunde durch die Pampa waren wir dann auch endlich in Würzburg.
Erster Stopp: Johanniter Station im Frauenland. 10.30 Uhr – gerade noch rechtzeitig. Vom Vorstand wurden uns freundlicherweise alle Projekte und Dienstleistungen der Johanniter – vor allem die ehrenamtlichen Projekte im Ort – vorgestellt. Nachdem wir fertig waren, durften wir noch eine Etage nach oben in den Konferenzraum. Gemeinsam im Team haben wir noch die letzten Kleinigkeiten besprochen und jeder durfte zeigen, was er kann. Einer unserer Profis spielte immer die Tür, während ein Newcomer das Gespräch führen sollte. Danach gab es noch ein Feedback vom Chef! Danach waren wir alle voll motiviert und voller Tatendrang, denn keiner von uns machte gravierende Fehler!
Doch bevor es dann doch richtig los gehen konnte, mussten wir noch shoppen. Leider hat uns niemand gesagt, dass wir, wenn wir für „rot“ (DRK; Johanniter;…) werben, weiße Hosen benötigen. Nachdem jeder voll ausgestattet war, ging es auch schon los. Es war mittlerweile bereits 16.00 Uhr. Wir wurden an einem Treffpunkt hinaus gelassen und mit der Stadtkarte bestückt, ging jeder in sein eigenes Gebiet.
Die erste Tür: innerlich noch schnell alles durchgegangen und auf die Klingel gedrückt. Warten. Das schlimmste dabei? Die Aufregung. Man wusste gar nicht, wohin mit den Gedanken. Nach gefühlten 10 Minuten hat immer noch keiner aufgemacht. Also ab zur nächsten Tür. Jetzt aber… Immer noch kein Glück.
Dritte Tür: „Tut mir Leid, sie kommen zu spät. Ihre Konkurrenz war gerade schon da.“ Meine Konkurrenz… Wait. What? „Entschuldigen Sie, aber wen meinen Sie mit meiner ‚Konkurrenz“? – „Na die Malteser! Waren vor ein paar Stunden bereits hier, oder Gestern – weiß ich nicht mehr so genau. Auf Wiedersehen“ – „Auf Wiedersehen und entschuldigen Sie die Störung…“ Strange. Egal – nächste Tür. Wieder keiner da. Was machen die alle bloß? So ging das eine ganze Weile. Bilanz nach 2 Stunden: 0. War klar. Erster Tag. Mach dir nichts draus, die nächste Tür wird was! Fehlanzeige. Ich wollte eigentlich warten mit dem Rauchen … bis ich einen neuen Förderer für die Johanniter gewonnen habe. Keine Chance. Diese brauch ich jetzt! Noch einen Schluck Wasser trinken, dann aber schnell wieder los. Nach wenigen Gesprächen, dachte ich ernsthaft das ich meine erste Stimme bekomme! Doch wieder Fehlanzeige. Nachdem ich mit meinen Ausführungen fertig war, hat der freundliche Herr sehr sanft, aber doch bestimmt gesagt, dass er kein Interesse hätte. Wahnsinn. Hätte er mir ruhig früher sagen können. Ein paar Häuser weiter öffnete mir eine Frau, etwa um die 30, 35 die Tür. Nachdem ich mich vorgestellt hatte, meinte sie nur: „Nein, keine Interesse, keine Zeit, gehen Sie“ – „Völlig verständlich, darf ich Sie bitte fragen ‚wieso?‘?‘ – „N E I N !“ und die Tür zugeschmissen. Wow. Okay, kein Problem. Ich raste auch immer sofort aus. Kopf hoch, nächste Tür!
Nach ernüchternen 4 1/2 Stunden Arbeit, unzähligen Ausreden und gefühlten eine Million „Nein“’s war ich dann doch leicht angeschlagen. Mein erster Tag? Keinen einzigen Förderer. Die Fahrt zurück in unser Quartier zog sich. Zu Hause wurden alle beglückwünscht, die Personen aufgeschrieben haben. Uns anderen hat man Mut zugesprochen und weiter motiviert. Was soll’s. Die Generalprobe geht ja auch immer schief. Nach dem Essen bin ich förmlich ins Bett gefallen und ohne weiteres direkt eingeschlafen…