Russische Schwestern

Ein Erlebnis, was sich jeder Werberling mindestens ein Mal pro Tag wünschen würde:

In einem Viertel voll mit dicken Häusern, Wachhunden und Protzkisten klingele ich am Tor einer wirklich sehr ausladenden Villa, eine der größten, die ich bei diesem Job bis jetzt gesehen habe. Die Tür – in gefühlten 100 Metern Entfernung vom Tor – öffnet sich und ein kleiner Spitz (Schoßhund mit gequetschter Boxer-Schnauze) wuselt mir entgegen. Hinterher kommt eine sehr weibliche junge Dame, die ich mit einem breiten Grinsen begrüße und ihr zurufe: „Ich warte mal, bis Sie bei mir sind, sonst schreie ich die ganze Nachbarschaft zusammen und ich bin doch in geheimer Mission unterwegs…“
Gesagt, getan.

Als sie bei mir ankommt, wechsele ich schnell zum Du, denn sie ist in meinem Alter. Gedanken wie „Hat sie so früh schon einen Millionär geheiratet?“ schießen mir durch den Kopf, während ich pflichtbewusst beginne, von den Johannitern zu schwärmen und hervorzuheben, dass wir für sie mit verantwortlich seien in der Region und gaaanz viel Kinder- und Jugendarbeit machten.

Volltreffer. Sie spendet bereits für eine Organisation, die Schwangere unterstützt.
Natürlich ist sie schnell überzeugt davon, dass sie auch bei ‚UNS‘ spenden sollte und ich folge ihr die gefühlten 100 Meter zum Hauseingang, nachdem sie mir zuerst das Tor geöffnet hat und ich dann den knurrenden Spitz mit Streicheleinheiten beruhigt habe.
Drinnen angekommen, staune ich nicht schlecht über die ausladende Villa und die Inneneinrichtung vom Feinsten. Und sie ist ganz allein in dem riesigen Kasten!!!

Junge, diese Küche würde meiner Bude auch gut stehen 🙂
Das erkläre ich ihr auch ungefähr so und sie muss zum wiederholten Mal lachen. Sehr gut! Nach dem Prozedere des Formular-Ausfüllens und gerade, als sie mir ihre private Nummer geben will, kommt ihre Schwester nach Hause; die beiden wollten zusammen ins Kino. Die Schwester fragt sofort nach, was wir machen und woher ich komme. Leichte Sorgen keimen in mir auf – hoffentlich will sie mein Neumitglied nicht umstimmen…

Doch es kommt ganz anders: Die Schwester erwähnt plötzlich, dass sie ja auch schon für uns spende und eigentlich gerne ihren Jahresbeitrag anheben möchte und prompt bin ich dabei, ein neues Formular auszufüllen und ihren Jahresbeitrag zu verdoppeln. 🙂

Beide sind zwar noch Studentinnen, scheinen aber die Töchter irgendeines russischen Oligarchen zu sein, deren Angewohnheit ja bekanntlich ist, sowohl Kinder als auch Häuser quer über die ganze Welt zu streuen. Es scheint also schonmal für die beiden ausgesorgt zu sein. Schön, wenn die Mädels trotzdem gerlernt haben, dass es nicht allen so gut geht und man auch die Bedürftigeren unterstützen sollte, wenn man die Möglichkeiten hat!

Ach ja… vielleicht gehe ich morgen mit der ‚ersten‘ Schwester in die Sauna. 😉
Daumen drücken!

Ein Gedanke zu „Russische Schwestern

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