Tag Neunzehn

Nur noch zwei Tage und die Woche ist schon wieder rum. Also heißt es nochmal Gas geben! Ich durfte heute zum ersten Mal das zweite Auto zum Einsatzgebiet fahren. Nachdem ich also alle abgesetzt habe, fuhr ich zu einem Parkplatz in der Nähe meines Gebietes und stellte es dort für den Rest des Tages ab.

Heute sollte es nicht so gut für mich laufen. Ich habe die ersten vier Stunden niemanden dazuschreiben können. Ich war relativ niedergeschlagen. Als gegen 16.30 Uhr endlich eine junge Mutter zugesagt hatte, war ich wieder total gut drauf. Sogar direkt mit 10 Einheiten. So richtig motiviert bin ich also weitergezogen. Ich hatte sogar ein paar vielversprechende Gespräche geführt. Leider alle ohne Abschluss. Irgendwann fährt eine Frau an mir mit dem Auto vorbei und wendet an der nächsten Kreuzung nur um dann auszusteigen und zu mir zu rennen. Es war die Frau die ich zuvor aufgeschrieben hatte. Sie sah total schlimm aus, als hätte sie gerade einen Heulanfall gehabt. Die Schminke im Gesicht verschmiert. Völlig verzweifelt hält sie also vor mir an und erzählt, dass sie total viel Stress mit ihrem Mann hat. Sie hat mich gebeten, den Vertrag aufzulösen. Da sie total fertig mit den Nerven war, habe ich also den Zettel vor ihren Augen zerrissen. Sie hat sich etwa 100 Mal bei mir entschuldigt, dass sie mir nicht weiterhelfen konnte. Danach hat sie noch den Teil mit ihrer Bankverbindung mitnehmen wollen, mit der Begründung, dass sie ansonsten nicht nach Hause kommen dürfe. Krass.

Völlig verwirrt und vor allem demotiviert habe ich also versucht weiter zu machen. Etwa drei Haushalte weiter habe ich eine weitere Frau für die gute Sache überzeugen können. Ich wollte gerade anfangen sie aufzuschreiben, als eine weitere Frau mit ihrem Hund an der Haustür vorbei lief und meinte: „Nenenenene,  nicht mitmachen! Ge? NICHT mitmachen!“. Danach wurde die Tür vor meiner Nase zugeschmissen. Na danke. Um jeglichen Stress zu vermeiden bin ich also einfach in meinem Gebiet weitergezogen und habe dabei etliche Haustüren ausgelassen. Irgendwann habe ich auch eine Person mit fünf Einheiten aufschreiben können. Highlight des Abends war eine Frau, die in einer Klinik als OP-Helferin tätig war. Sie wusste, wie wichtig es ist, die Johanniter zu unterstützen und machte prompt mit 20 Einheiten mit. ZWANZIG! Danach gab sie mir noch eine Flasche Wasser auf den Weg, weil sie bemerkte, dass ich nichts zu trinken bei mir getragen habe.

Es gibt also tatsächlich noch aufmerksame Menschen auf dieser Welt.